Die erste Ausstellung der Kunstha || en Offenbach bespielte die leerstehende MAN Industriehalle in Offenbach in der Zeit vom 13. Mai bis zum 24. Juni 2012. Unter dem Titel „Neue Welten“ werfen 20 Künstlerinnen und Künstler, darunter namhafte wie Mike Bouchet, Barbara Klemm, Martin Liebscher und Tobias Rehberger einen kritischen Blick auf die Innovationen unserer beschleunigten Gegenwart und das ungebrochene Fortschrittsparadigma.
Die Gestaltung der Ausstellungsarchitektur baut auf dem ephemeren Wesen der Kunsthallen auf. Der Gedanke des „Einpacken, Umziehen, Auspacken“ ist szenografisch umgesetzt worden. Das wiederkehrende Element ist die entfaltete Kiste, diese steht hierbei symbolisch für Transport, Umzug und Lagern.
Für die Idee der „Kunsthallen Offenbach“ sollte eine Ausstellungsarchitektur entworfen werden, die den Kunsthallen trotz wechselnder Ausstellungsorte eine konstante Struktur und Erscheinung verleiht. Dabei sollten die zu erstellenden Elemente wiederverwendbar & transportabel, robust in der Beschaffenheit doch dabei kostengünstig und zeitnah zu produzieren sein. Neben Konzeption und Entwurf gehörten die Kostenkalkulation, Bestellung und der Aufbau vor Ort mit zu den Aufgaben.
Konzept
Die Gestaltung der Ausstellungsarchitektur baut auf dem ephemeren Wesen der Kunsthallen auf. Der Gedanke des „Einpacken, Umziehen, Auspacken“ wurde szenografisch umgesetzt. Als wiederkehrendes Element wurde die entfaltete Kiste verwendet, diese steht hierbei symbolisch für Transport, Umzug und Lagern. Die umschließenden Seitenteile der Kiste öffnen sich, breiten sich in der gesamten Abwicklung auf dem Boden aus und bildet die sich durchziehende charakteristische Grundform der Elemente. Lediglich ein Stahlrahmen in der Binnenfläche der Kiste lässt noch die ursprüngliche, zugeklappte Kistenform erahnen.
Die Seitenteile sind aus Verpackungssperrholz gefertigt, genau dem Material, welches man mit Transportboxen verbindet. Die raue Oberfläche dieses Würfelnetzes wurde hochwertig aufgearbeitet und lackiert, sodass lediglich die Maserung das ursprüngliche Material verrät. Für den ersten Ort der Ausstellung wurde Signalblau (RAL5005) als Farbe gewählt. Dieser Ton nimmt Farbigkeit und Atmosphäre der alten MAN Hallen auf und lässt das Mobiliar Teil des Ortes werden. Der entpackte Rahmen ist aus unbehandeltem Stahl gefertigt und an der Oberseite mit einer Platte aus Verpackungssperrholz bestückt, die das jeweilige Möbel mit der entsprechenden Funktion versieht. Diese wurde im Kontrast zum Signalblau in ihrer unbehandelten Oberfläche belassen, lediglich ein schützender Klarlack wurde aufgetragen. So wurden in unterschiedlichen Proportionen 5 Sitzelemente, ein Tresen sowie ein Tisch produziert. Zusätzlich wurde noch ein begehbarer Würfel erstellt, der die Funktion eines Gästebuches erfüllte. Zur Beschriftung der Exponate wurde die Idee des Würfelnetzes in einem vielfach kleineren Maßstab fortgeführt. Als Signatur für die Künstler dienend wurden diese mit weißen Plott-Buchstaben versehen und in der Nähe der Kunstwerke in unterschiedlicher Art und weise angebracht. So findet man diese Verweise zum Beispiel am Boden, angeschmiegt an eine Raumecke oder an der Wand entlang laufend.
Beginnend am Eingang wird man neben der Tür im Außenbereich von einem großen, sich an der Wand lehnendem Würfelnetz empfangen. Es deutet an, was im Inneren auf den Besucher wartet und hält Informationen bereit. Beim Betreten der Halle wird der Blick auf den begehbaren Würfel gelenkt. Auch die Kasse und der Tresen befinden sich in Blickweite.
Die Bänke verteilen sich in der Halle, sie sind so positioniert das sie kein Werk verdecken oder stören. Von Weitem sind sie zurückhaltend, bei Näherkommen erkennt man diese als Orte des Verweilens. Von dort aus erhält man einen Überblick, kann verschiedenen Situationen beobachten und die Werke mit dem Geschehen auf sich wirken lassen.
Materialien
Es gibt zwei Materialien: Eisen und Holz. Beide sind natürliche Werkstoffe, einfach zu bearbeiten und patinafähig. Die zu betretende Fläche ist hochwertig mit dem RAL-Ton 5005 lackiert, die Ablageflächen der Würfel-Silhuetten behält ihren natürlichen Charme durch Klarlack.
Die Stahlrahmen wurden lediglich gesäubert, die Oberfläche ist unbehandelt.
Der Stahlrahmen ist pur, zeitlos und das immer bestehende Element, welches mit unterschiedlichsten Ablageflächen bestückbar ist. Bei einem Ortswechsel kann man z. B. durch eine geölte Eichenplatte als Einleger und einer dunkelgrün lackierten Oberfläche des Würfelnetzes eine komplett andere Anmutung erzielen.
Die Signaturen für die Künstler sind aus Graupappe gelasert und mit Acryllack gestrichen worden.
Die Farbe „Signalblau“ ist auf die blaugraue Atmosphäre der alten Industriehallen zurückzuführen. Ich habe dem bewusst nichts entgegengesetzt. Die Farbe passt sich der Halle an ist nicht penetrant, dadurch werden die Elemente ein Teil von ihr.
Konstruktion
Die Stahlrahmen sind komplett verschweißt und nicht zerlegbar. Der große Kubus besteht aus 4 Eckwinkeln welche jeweils drei Öffnungen besitzen. Zusammengesteckt werden diese dann mit dazwischenliegenden Stangen, welche mit einfachen Muttern zusammengehalten werden, befestigt.
Die Einlegeböden der Bänke und des Tisches werden nicht verschraubt, sondern durch Winkel gehalten. So werden sie nicht beschädigt und ein einfacher Austausch ist gewährleistet. Die Würfelnetze sind durch Silikon mit dem Boden verbunden worden. Bei besonders starker Biegung sind sie punktuell verschraubt worden.