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Darmstadt · Südhessen Aschaffenburg Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.11.2004, Nr. 256, S. 49



Heiteres Plätschern an einem düsteren Ort
Installationen in der Unterwelt: Künstler lassen Fußgängerunterführungen wohnlich wirken

DARMSTADT. Oben herrscht hektisches Treiben, Menschen gehen einkaufen, eilen durch die Innenstadt. Dagegen sind die Fußgängerunterführungen verlassen und düster. Viele Passanten meiden die dunklen Passagen mit den Graffiti an den Wänden. Das sieht das Forum für öffentliche Gegenwartskultur als Herausforderung an. Mit einfachen Mitteln wollten die Darmstädter Architekten Anja Ohlinger und Oliver Langbein zusammen mit der Kuratorin Sonja Müller Aufmerksamkeit auf diese vernachlässigten Orte lenken.

Seit Freitag verlangsamen viele der sonst vorbeieilenden Passanten ihr Schrittempo durch die Passage, die den Cityring an der Schützenstraße unterquert: Die Künstlerin Miriam Steinhauser hat in leer geräumten Vitrinen Bauleuchten installiert. Diese lassen die Räume hell erstrahlen, sauberer und wärmer wirken. Unter dem Titel "Supply of Something to Something (Light)" greift die Züricherin einzig mit Licht in den sonst düsteren Teil Darmstadts ein. Ungewohnt für einen so unattraktiven Ort ist auch das heitere Plätschern eines Springbrunnens. Der Frankfurter Künstler Nasan Tur hat eine künstliche Pfütze angelegt, aus der eine kleine Wasserfontäne sprudelt. Der Kontrast zwischen einer schlichten Pfütze und der Ästhetik eines Gartenteichs soll das Interesse der Fußgänger wecken.

Picknick im Séparée heißt eine weitere Aktion in dieser Unterführung. Jörg Wagner und Ingke Günther laden am Samstag von 11 Uhr an zum gemeinsamen Spiegeleierfrühstück ein. Für einen Tag wollen sie in der sonst ungastlichen Umgebung eine häusliche Atmosphäre schaffen.

Die künstlerischen Interventionen sind nur ein Aspekt der Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex "Kunst im öffentlichen Raum". Ergänzt werden die Aktionen durch Vorträge und studentische Projekte an der Technischen Universität Darmstadt. Heute von 16 bis 20 Uhr halten Referenten aus Kunst, Wirtschaft und Soziologie Vorträge über Funktion und Wandel der Fußgängerunterführungen und diskutieren über Nutzungsmöglichkeiten solcher Räume. Am Freitag präsentieren Architekturstudenten Entwürfe ihrer Vorstellungen vom Funktionswandel öffentlicher Räume. Sie sollen in diesem Semester Szenarien entwickeln, was man aus Unterführungen machen kann. Ort dieser Veranstaltungen ist das Architekturgebäude an der TUD-Lichtwiese in der El- Lissitzky-Straße 1, Raum 408.

amho.


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