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Park'n'bleib: TUD-Architekten organisieren den perfekten Chillout
Okay, ich bin jedenfalls hergekommen, aber ob das hier wirklich was ist? „Kunstinstallation
im Parkhaus“ ist alles, was ich zu der Aktion aufgeschnappt habe, und das könnte
ziemlich abgemeiert und aufgeblasen werden: Ich fürchte angebliche Kunst, die
aus Geräuschen, Videoschnipseln und angebranntem Holz besteht und von unverständlichem
verbalem Getue begleitet wird.
Andererseits: Den TUD-Architekturstudenten ist alles zuzutrauen. Außerdem versammeln sich jetzt ein paar junge Leute am Aufzug und fahren grüppchenweise nach ganz oben, also mal sehen. Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet.
Aber dann: Der hält Aufzug ganz oben auf dem offenen Parkdeck und das halbe Parkdeck ist in eine Liegewiese verwandelt, junge Leute liegen und sitzen in Grüppchen herum, die Sonne scheint noch, bald gibt es einen Sonnenuntergang. Dazu Musik, ganz relaxed. „Anja, willst Du auch ein Bier?“ ruft jemand, und man braucht die Antwort gar nicht zu hören: klar, ein Bier. Oder einen Cocktail. Es gibt eine Bar, auch mit Rollrasen belegt wie fast alles, auch die Monitore, die als Buckel aus dem Boden herauswachsen. Zwischen den Leuten liegen grün leuchtende Werkstattröhrenlampen, die gleich den grünen Strahl ersetzen dürfen: leucht leucht. Dass man nette Leute trifft oder kennen lernt, lässt sich gar nicht vermeiden. Der perfekte Chillout.
Wer denkt sich so was Cooles aus, einfach genial. Jetzt ein Bier und den Bekannten wiederfinden, den ich eben im Aufzug getroffen habe. „Spektakulär“ sagt jemand neben mir an der Bar, und das gleiche schnappe ich eine Stunde später noch mal auch: „Spektakulär“. Die Leute ringen um Worte. Schade, dass es nicht immer so bleiben kann. Der Blick geht bis Frankfurt und weiter, die Mauersegler kreisen und schreien, die Luft ist warm. Manche fotografieren, alle sind okay, entspanntes Geplauder überall.
Der Sonnenuntergang ist perfekt, das Bier kühl, die Drinks
nicht zu teuer, und der Mond ist noch jung. Nur ein kleines bisschen Verwunderung,
dass es so etwas gibt, geben kann, geben darf, dass es funktioniert. Es funktioniert
prima. Fast zu gut, denn um zehn beginnt es richtig voll zu werden. Niemand
hätte geglaubt, dass so viele Leute kommen würden. Hundertwasser würde im Grabe
tanzen.
Klack klack klack die Bierflaschen, klick klick klick
die Fotoapparate, kri kri kri die Mauersegler. Die goldenen Kugelgrille sollen
an die goldenen Kuppeln des Hundertwasserhauses nebenan erinnern, aber das merkt
keiner, macht auch nix, denn jeder hier hat anderes zu tun. Sie reden, sie freuen
sich, sie schauen herum, entspannt und angeregt, was könnte schöner sein. Vielleicht
ist Darmstadt ja doch eine richtige Stadt, so mit Urbanität und kreativ? Heute
Abend ist es so, heute ist hier oben der Mittelpunkt der Welt. Wir schweben.
Genießen. Flugzeuge starten und landen und ziehen über uns hinweg, der Mond
zieht über uns hinweg, die Sterne ziehen... Alle nehmen alles ganz gelassen
und selbstverständlich, und gleichzeitig stehen sitzen liegen sie alle herum
und staunen und staunen. Irritiert mich das? Nicht wirklich.
Der Bekannte ist mit spanischsprachigen Freunden unterwegs, sie behaupten, jeder Deutsche könne ein wenig Spanisch, si, hablo español, pero solo un poco. Das ist jetzt wahrscheinlich der Afri-Cola-Rausch, ein Pool ist das einzige, was fehlt, und was nach elf passiert ist, erfahren nur die, die dabei gewesen sind. Und was ein grüner Strahl ist, steht bei wikipedia.
Wolf Hertlein
Titel: Nachtdeck – Park’n’bleib
Rahmen: Stehgreifentwurf, Architektur, TU Darmstadt
Konzept und Ausführung: urban monkey project: orang utan, kaiseräffchen, weissnasensaki
und die anderen
Fotos: Floris Besserer
Promotion: Centralstation
Beteiligte Institutionen: mindestens 9
Investition: 2000 Euro
Eintritt: frei
Ort: Parkhaus am Hundertwasserhaus
Zeit: ab 21 h
Technik: Rollrasen
Gäste: ca. 1500
mehr davon: 16./23./30. Juli 2005
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mehr darüber
Bitte: Wieder!