THEMA Jubiläumsmagazin
675 Jahre Stadtrechte Darmstadt - August 2005

>>DA LANG - ZUR LICHTWIESE<<

MAPPING

Ein gelungenes Beispiel, um die besondere Mischung aus Wissenschaft und Wirtschaft, Technik und Kultur zu illustrieren, ist die "mapping"-Installation der TU Darmstadt auf dem Campus Lichtwiese zu den Veranstaltungen "Jahr der Technik - Mobilträume" im Oktober 2004.

Im Auftrag der TU installierte "osa", das "office for subversive architecture" (siehe Seite 30), mit Studenten mehrerer Fachbereiche ein temporäres Navigationssystem, das den Besuchern den Weg zu den verschiedenen Angeboten auf der Lichtwiese weisen sollte. Dabei wurde die Karte der Veranstaltung direkt im Maßstab 1:1 in die Realität eingeschrieben. Mit temporärer Sportfeldmarkierungsfarbe wurden Geokoordinaten sekundengenau auf Straßen, Wege und Wiesen "gemappt". Linien führten den Besucher wörtlich "hier-, da- und dortlang" (siehe auch seite 4+5).

Die Markierungen belegen sowohl die horizontalen Flächen als auch die Fassaden der Gebäude. Die reale Umwelt wurde zu ihrer eigenen Karte. Während die Linien und die Bezeichnungen der Gebäude mit "unscharfen" Begriffen wie "hier", "da" und "dort" spielten, verorteten die - auch aus dem All sichtbaren - Kreuze der Geokoordinaten den Standort Lichtwiese weltweit präzise, scharf und vor allem unique. Das Projekt "mapping" verknüpfte Kunst und Technik inhaltlich wie räumlich, leicht ironisierend und interpretationsoffen - eine gezielte Irritation gewohnter Sichtweisen.

CHILL-OUT-FEELING ÜBER DEN DÄCHERN DARMSTADTS

Ein Projekt der besonderen Art haben einige Architekturstudenten der TU Darmstadt auf dem Oberdeck eines Parkhauses realisiert - samt chill-out-party und wunderschönem Ausblick.

Am zweiten Samstag im Juli explodiert die goldene Kuppel des Hundertwasserhauses. sie spuckt grüne Sporen durch das Bürgerparkviertel und infiziert das nahe gelegene Parkhaus mit grün ... fast siebeneinhalb Tonnen Rollrasen haben die "Urban Monkeys" - eine Gruppe von Architekturstudenten der TU Darmstadt - für ihre Party auf dem obersten Deck des Parkhauses im Bürgerparkviertel ausgelegt. direkt neben der bekannten "Waldspirale" des Wiener Künstlers Friedensreich Hundertwasser rücken sie so ihre "Hundertwasserinfektion für das Projekt "Nachtdeck" ins rechte Licht.

Die Aufgabenstellung: eine gestalterische Inszenierung von Parkhäusern in Darmstadt und eine Einladung, einmal vom obersten Parkdeck eines Parkhauses aus Stadtteile Darmstadts aus einer ungewohnten Perspektive zu genießen. die Veranstaltungsreihe war von den centralstation gemeinsam mit tz rhein main und t-online zum Jubiläum in Auftrag gegeben worden und ist dem städtebaulichen Umbruch Darmstadts gewidmet.

Nur ein geringes Budget hatten die Studenten, die dabei von den Architektur-Lehrbeauftragten Susanne Lehmann und Oliver Langbein von der Initiative "forum oeffentlicher gegenwartskultur" (fog) betreut wurde, zur Verfügung - aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. "Die Idee dafür kam uns durch das "Verschimmelungsmanifest" von Hundertwasser. Die Party lässt den Einfluss der Waldspirale wie eine Art Infektion auf das Parkhaus übergreifen", beschreibt Architekturstudent Stephan Jack das Raumkonzept der "Urban Monkeys".

Die "Infektions"-Party wird ein voller Erfolg; Bereits eine halbe Stunde nach dem offiziellen Start um 21 Uhr bilden sich Staus vor dem gläsernen Aufzug. Chill-Out und Lounge-Klänge tönen aus begrasten Quadern. Picknick-Feeling ist angesagt. Bald ist jedes Fleckchen auf der neu entstandenen Wiese über den Dächern Darmstadts mit Picknickdecken belegt - sogar eine Wasserpfeife wird ausgepackt.

Die Grasbar ist schnell von einer Traube Durstiger umlagert. Romantischere Naturen dagegen genießen erst einmal den Sonnenuntergang und den grandiosen Weitblick. Bis zum Taunus kann man an diesem Tag sehen - Frankfurts Skyline inbegriffen. Auf der anderen Seite des Parkdecks glänzen die goldenen Kuppeln der Waldspirale und finden ihren Widerschein in den goldenen Kugelgrills, die den Geruch von Holzkohlefeuer verströmen. Später werden 3000 phosphorisierende grüne Knicklichter verteilt, die wie Glühwürmchen im Dunkeln Leuchten. Kurzfilme zum Thema "Familie" und Animations- und Zeichentrickfilme ohne Ton setzen weitere optische Akzente an diesem Abend.

Darmstadts Architektur-Szene hat wieder einmal ihre Fähigkeit, das urbane Leben in Darmstadt zu befruchten, unter Beweis gestellt. Die siebeneinhalb Tonnen Rollrasen werden am nächsten Tag von Kindergärten abgeholt und für Darmstadts Kinder ausgerollt.

fog wurde von Mitgliedern von "osa" (office for subversive architecture) ins Leben gerufen - einer seit zehn Jahren bestehenden offenen Arbeitsgemeinschaft, die sich mit der experimentellen Gestaltung und/oder Transformation von Raum beschäftigt. Die Mitglieder von osa leben und arbeiten in Berlin, Darmstadt, Frankfurt, Köln; London und Wien. Gemeinsame Projekte werden in wechselnden Konstellationen im Internet vorbereitet und diskutiert, um sie dann an einem realen Ort - oft auch mit Projektpartnern aus anderen Disziplinen - umzusetzen.

weitere Informationen über fog bzw. osa sowie anstehende Termine finden Sie im Internet unter www.osa-online.net/fog

fog
- forum oeffentlicher Gegenwartskultur - ist ein temporäres und interdisziplinäres Forum wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Darmstadt. Diese initiieren Projekte, die sich mit Kunst und öffentlichem Raum auseinandersetzen und Ausstellung, Lehre, Forschung und Praxis miteinander verbinden.