Darmstädter Echo, 29.11.2001

Ein Hangar-Dach zum Abheben
Jahresschau der Architekturstudenten in der Centralstation

„Ein Jahr reiner Unistoff ist weg“, sagt Andreas Horsky, der mit acht weiteren TU-Architekturstudenten die Ausstellung „Sichten 5“ vorbereitet hat. Am Donnerstagabend wurde sie in der Centralstation eröffnet und ist dort bis 5. Dezember (Mittwoch) täglich ab 11 Uhr zu sehen.

Ein Jahr hat das Kernteam mit der Vorbereitung der Jahresschau verbracht, „zu der Architekturinteressierte einfach hingehen müssen“, sagt Mira Sennrich. Im Vorjahr sind mehrere tausend Besucher gekommen, und in Zukunft wird sie auch im Frankfurter Architekturmuseum zu sehen sein.

Die vergangenen acht Wochen haben die Studenten fast rund um die Uhr gearbeitet. Nun steht auch die letzte Stellwand, die Halogenleuchten sind montiert, und das letzte Bild ist mit Hilfe der Wasserwaage angebracht. Als Arbeitstisch dienen umgedrehte Colakisten.

Zeichnungen, klassische Plastiken, Computersimulationen, Modelle sind zu sehen, mal als Hauptdiplom, mal als Stegreifübung. Im Saal der Centralstation arbeiteten die Studenten am Donnerstag zwar noch sehr konzentriert – trinken zwischendurch allerdings erleichtert einen Schluck Champagner: Die ersehnten Kataloge sind gerade eingetroffen, 1500 Stück à 240 Seiten, zweisprachig. „Eine tolle Dokumentation“, sagt Horsky, der im dritten Semester studiert. Und ein beeindruckender Querschnitt dessen, was die Studenten in einem Jahr auf der Lichtwiese produziert haben.

Zwar ist die Ausstellung eine Jahresschau, dient aber vor allem auch anderen Studenten als Motivation. „Man sieht, was alles im Studium machbar ist“, sagt das „Sichten“-Team. Machbar sind beispielsweise ästhetisch anspruchsvolle Plastiken, entstanden während einer Exkursion zu einem Steinbruch, in dem die Studenten eine Woche gelebt und gearbeitet haben. Machbar sind aber auch große Projekte, die ein Jahr in Anspruch genommen haben.

Viele städtische Themen wurden aufgegriffen, wie etwa von Katja Wagner, die eine große Werkhalle auf dem Gelände des ehemaligen Bundesbahnausbesserungswerkes umgestaltet hat. Der Umgang mit industriehistorischen Brachen wurde hier geübt, und die Halle probehalber mit neuen Ideen gefüllt. Ein Freizeitgelände ist entstanden, mit Möglichkeiten für Sport und Entspannung.

Alex Schmid ist etwas außerhalb von Darmstadt aktiv geworden. Für den Flugplatz Egelsbach soll ein Flugzeughangar errichtet werden, der drei Kingair-Jets aufnehmen kann. Auch soll ein Büro für die Piloten, ein Warteraum sowie eine Werkstatt untergebracht werden. Flugzeuge können fliegen, warum soll das nicht auch mit dem Dach eines Hangars möglich sein, fragt sich der Student. Die v-artige Schrägstellung zweier Bogenpaare ermöglicht es, das Dach über seine gesamte Länge abzuhängen.

Auch das Thema Wohnen wird nicht vergessen. Ideen für ein Gästehaus der TU sind ebenso im Modell zu sehen wie eine Altbauwohnung von 1930, die für zwei Personen umgestaltet wurde. Nun ist ein Wohnen mit Durchblick möglich. Es gibt variable Trennwände, die aus einem großen Raum kleine machen und so Plätze zum Arbeiten und Zurückziehen schaffen.

An eine Kunstausstellung erinnern die Zeichen-Arbeiten der Oberstufenstudenten: Landschaften, Stillleben, Menschen – ästhetisch anzuschauen. Was man allerdings auf den Bildschirmen ab heute sehen kann, blieb gestern noch offen. Da fehlte noch der eine oder andere Anschluss.

 

Annette Wannemacher-Saal 29.11.2001

RADSCHLAG nennt Britta Eiermann ihren Entwurf für Fahrradabstellplätze auf der Lichtwiese. Der Stegreif ist Teil der „Sichten 5“-Ausstellung, einer Jahresschau von Architekturstudenten der TU Darmstadt. Sie ist ab Freitag in der Centralstation zu sehen. (Fotos: ker)

Darmstädter Echo, 29.11.2001