Das
Areal des Reichsparteitagsgeländes charakterisiert sich durch das Nebeneinander
der gegenwärtigen Freizeitnutzungen und die in der baulichen Dominanz der
Parteitagsruinen spürbare Bedeutung des Geländes. Diese beiden Ebenen
bauen keinen Bezug zueinander auf, können dies auch nicht, da sie keine
Berührungspunkte, funktionale oder inhaltliche, besitzen (dürfen).
Eine Neustrukturierung des Geländes muß an diesem Widerspruch ansetzen.
Eine Bestimmung der eigenen Position zum Umgang mit dem nationalsozialisten
Erbe wird zur Voraussetzung der inhaltlichen Definition des Areals. Eine Interpretation
muß sich mit dem Bedeutungsinhalt der Ruinen auseinandersetzen. Die fehlende
Lesbarkeit der Monumente wird durch eine maximale Interpretierbarkeit ersetzt,
die Klarheit der Gebäude durch die Unklarheit der Komplexität. Die
Schärfe der Grenzen, ihre perverse Präzision zwischen gut und böse,
richtig und falsch wird mit einer höchstmöglichen Unschärfe konfrontiert,
einem Raum, der weder Ideale noch Zukunft befiehlt.
Die Unschärfe des Plans findet in der Entstehung ihre Entsprechung in der
scheinbar zufälligen Anwendung mathematischer Algoritmen, die kein Ziel
mehr vorgeben, sondern allein durch die Interpretation ihre Bedeutung erhalten.
Der Plan ist nicht mehr ein Mittel der Interessensfixierung, sondern die Tischvorlage
für die beginnende kontinuierliche Beteiligtenbeteiligung.
Die Geschichte des Reichsparteitagsgeländes fokussiert sich in einem Feld
der Unschärfe auf einem überscharfen Ausschnitt der ehemaligen großen
Straße. In der Installation des Platzes wird die Bedeutung der nationalsozialistischen
Herrschaft in gebauten, bespielbaren Feldern vermittelt. Die Manifestationen
des Nationalsozialismus werden von einem Nebel der Unschärfe überlagert;
die grundsätzlichste Kritik an den faschistischen Idealen übt die
eingangs geforderte Bestimmung der eigenen Position in ihrem Beharren auf Weichheit
und Veränderlichkeit im Diskurs.
erinnern
Am Bahnhof Märzfeld-Langwasser entsteht ein Ort der Erinnerung an die
Opfer des Nationalsozialismus, der sich jeder kommentierenden Interpretation
enthält.
Die
große Straße wird als Platz im Park eingebettet. Der Park wird in
das städtische Gefüge eingebettet.
Mit dem Entfernen der Gebäuderuinen des Reichsparteitagsgeländes findet
eine transformatorische Verdichtung der nationalsozialistisch geprägten
Bedeutungsinhalte der unterschiedlichen Gebäude im Platz als Ort der öffentlichen
Auseinandersetzung statt. Auf der vorhandenen Gestalt aufbauend, wird der Platz
eigenständiges Element innerhalb des Volksparks. Visuell nur aus der Vogelperspektive
erkennbar, wird er zu einem abstrakten Denkmal innerhalb des Landes.
Durch Wegnehmen von Granitplatten, wird dem Platz ein Code einbeschrieben. Die
teilweise Zerstörung und Umdeutung leitet sich aus der Struktur der Straße
ab und unterwandert so die Speer'sche Ruinentheorie. Die fehlende Lesbarkeit
und scheinbare Klarheit der Straße wird durch eine Uneindeutigkeit der
Komplexität und eine maximale Interpretierbarkeit ersetzt.
Die weggenommenen Granitplatten werden durch farbige, beleuchtete Glasplatten
ersetzt. Die Glasplatten werden zum Träger verschiedener Informationsebenen.
Diese vermitteln sich dem einzelnen Menschen in einem ihm angemessenen Maßstab.
Angesprochen wird das Individuum, nicht die Masse.
So wie der Platz als räumliches Element eine Wechselbeziehung mit dem Park
eingeht und so einen neuen Erfahrungsraum schafft, so bieten die Farbfelder
die Möglichkeit der Vermittlung unterschiedlicher Informationen und Aktionen.
Die kontinuierliche Einarbeitung neuer Inhalte in den Platz unterstützt
die Möglichkeit einer emotionalen wie intellektuellen Einbettung der Auseinandersetzung
der Menschen in die Gesellschaft
Für
die Ruinen des Parteikongreßgebäudes und des Zeppelinfeldes wird
ein Sprengantrag gestellt. Die
Wegnahme der Gebäuderuinen setzt an der Unmöglichkeit einer Umnutzung
dieser Gebäude an.
Die baulichen Träger einer Inszenierung - der Inszenierung von Massen -
charakterisieren sich vor allem durch ihren Anspruch der Repräsentation
des faschistischen Staatssystems und ihre funktionale Unbestimmtheit. Eine funktionale
Neudefinition der Gebäude kann die Schwere ihres Bedeutungsinhalts nicht
transformieren. Das Konzept der Gebäude basiert auf einer grundsätzlichen
Trennung des Bedeutungsgehalts der monumentalen Kulisse von der ihm zugrundeliegenden
Funktion. Eine Nutzung kann so allenfalls das funktionale Vacuum füllen,
bedeutet jedoch eine unkritische Fortschreibung des symbolischen Gehalts.
Mit der Wegnahme der Gebäuderuinen ist kein Verschwinden von Bedeutungsträgern
verbunden, die als Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung mit historischen Prozessen
dienen können. Die Gebäude widersetzen sich der Auseinandersetzung,
sie postulieren.
Mit dem Einbringen des Sprengantrags für das Kongreßgebäude
und das Zeppelinfeld beginnt eine gesellschaftliche Thematisierung des möglichen
Umgangs mit ihnen.einbetten - Versammeln von Bedeutungsinhalten
Die große Straße wird als Platz im Park eingebettet. Der Park wird
in das städtische Gefüge eingebettet.
Mit dem Entfernen der Gebäuderuinen des Reichsparteitagsgeländes findet
eine transformatorische Verdichtung der nationalsozialistisch geprägten
Bedeutungsinhalte der unterschiedlichen Gebäude im Platz als Ort der öffentlichen
Auseinandersetzung statt. Auf der vorhandenen Gestalt aufbauend, wird der Platz
eigenständiges Element innerhalb des Volksparks. Visuell nur aus der Vogelperspektive
erkennbar, wird er zu einem abstrakten Denkmal innerhalb des Landes.
Durch Wegnehmen von Granitplatten, wird dem Platz ein Code einbeschrieben. Die
teilweise Zerstörung und Umdeutung leitet sich aus der Struktur der Straße
ab und unterwandert so die Speer'sche Ruinentheorie. Die fehlende Lesbarkeit
und scheinbare Klarheit der Straße wird durch eine Uneindeutigkeit der
Komplexität und eine maximale Interpretierbarkeit ersetzt.
Die weggenommenen Granitplatten werden durch farbige, beleuchtete Glasplatten
ersetzt. Die Glasplatten werden zum Träger verschiedener Informationsebenen.
Diese vermitteln sich dem einzelnen Menschen in einem ihm angemessenen Maßstab.
Angesprochen wird das Individuum, nicht die Masse.
So wie der Platz als räumliches Element eine Wechselbeziehung mit dem Park
eingeht und so einen neuen Erfahrungsraum schafft, so bieten die Farbfelder
die Möglichkeit der Vermittlung unterschiedlicher Informationen und Aktionen.
Die kontinuierliche Einarbeitung neuer Inhalte in den Platz unterstützt
die Möglichkeit einer emotionalen wie intellektuellen Einbettung der Auseinandersetzung
der Menschen in die Gesellschaft.
Mit dem Verschwinden der nationalsozialistischen Ruinen und freiwerdenden Flächen
entsteht ein Potential zur Neuinterpretation des Parks. Das Potential besteht
vor allem in der Öffnung der unterschiedlichen Nutzungen zum Park wie auch
zueinander. Aus dem Versuch der starken Abgrenzung der Funktionseinheiten wie
Messe oder Sport zu der Vergangenheit des Areals resultiert eine Selbstbezogenheit
der Nutzung gegenüber ihrer Umgebung. Aus dieser Isolation können
Potentiale nur noch als quantitative Entwicklung gesehen werden. Dazu bedarf
es keiner Neudefinition der eigenen Position.
Der Erhalt des Grundrisses des Areals des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes,
auch die bestehende Lesbarkeit der längst verschwundenen Anlage in der
sie ausfüllenden oder umgebenden Gebäude, resultiert dem Versuch der
Abgrenzung nach außen, führt jedoch nur zu einer immer stärkeren
Verhärtung der räumlichen Zonierungen. Durch die Wegnahme der Gebäuderuinen
und die Öffnung der Nutzungen wird der nationalsozialistische Grundriß
des Areals zerstört und der Anspruch nach Dauerhaftigkeit im Sinne der
Speer'schen Ruinentheorie sowie das nationalsozialistische Massenideal inhaltlich
wie räumlich ersetzt durch eine Betrachtung des Individuums.
Ein in Frage stellen der eigenen Ziele ermöglicht qualitative Veränderungen.
Die Möglichkeit der Einbeziehung des Anderen und damit ein Aufweichen des
Eigenen erlaubt ein Verunschärfen von Positionen.
Möglichkeiten ergeben sich dort, wo man sich mit dem Gegenüber und
Nebendran austauscht, von dessen Eigenschaften profitiert und in einen Prozess
der permanenten Identitätsbefragung eintritt. Für die vorhandenen
Nutzungen heißt dies, sich nach Außen zu orientieren und Bezugssysteme
aufzubauen.
Unschärfe bedeutet somit nicht mehr Unentschiedenheit, sondern wird zu
einer Kommunikationsstrategie. Ansprüche und Angebote sind nicht als fixen
Größen zu sehen, sondern finden Ihre Begründung oder Rechtfertigung
erst in der gegenseitigen Verständigung und Einigung. Der unscharfe Plan
dient nicht der Zuweisung oder auch Ablehnung von Ansprüchen, sondern zeigt
deren Unbestimmbarkeit auf. Er dient als Tischvorlage, an der die Auseinandersetzung
ansetzt.
Unterschiedliche
Faktoren des Geländes werden als eine Abfolge von Farben kartiert und parametrisiert
um sie dann 81 groben Pixeln zuzuordnen. Durch einen simplen Algorithmus generiert
der Computer aus diesen groben Pixeln Unschärfefelder. Der entwerferische
Ansatz verwendet dabei Algorithmen, deren Parameter keinen Bezug zu vorschreibenden
Methoden haben, sondern sich im Gegenteil
aus einer idealistisch unverdächtigen Welt der Mathematik und des Zufall
ableiten.
In einer Vielzahl von Karten können Faktoren funktionaler Bestimmtheit,
wie z.B. die Messe, mit Faktoren maximaler Unbestimmtheit, z.B. Athmosphären,
in wechselnden Kombinationen gegenübergestellt und transformiert werden.
Die Wahl der Faktoren, die farblich dargestellt miteinander in Bezug gesetzt
werden, basiert auf Vermutungen möglicher Zusammenhänge oder schlicht
auf einem uunbestimmen Interesse an unerwarteten Interaktionen. Durch Überlagerung
mehrerer Karten ergeben sich weiterführende unkalkulierbare Zusammenhänge.
Das ehemalige Reichsparteitagsgelände wird so als Freiraum in seiner
größtmöglichen Ausdehnung zunächst als offenes Feld ohne
Grenzen verstanden. Der unscharfe Plan dient nicht der Zuweisung von Funktionsräumen,
sondern ist die Basis, um bisher unbekannte Zusammenhänge erst einmal
lesbar zu machen. Er dient als Tischvorlage, an der die Auseinandersetzung
der beteiligten Beteiligten
ansetzt.
begegnen
Das Dokumentationszentrum ist Ort der Information über den deutschen
Nationalsozialismus. Aufgrund der zunehmenden zeitlichen Distanz kann ein
Vermittlungsprozess immer weniger von einer 'Veranschaulichung' durch Originaldokumente
ausgehen. Die sich verstärkende Abstraktion der Erinnerung bedarf einer
vermittelten, didaktisch aufbereiteten Ebene.
Durch eine Überlagerung der real vorhandenen Gebäuden und Freiflächen
mit einer medial vermittelten Informationsebene in unmittelbare Nähe
zu dem ehemaligen Areal ermöglicht ein Erfassen der Dimensionen der Gebäude
und der Anlage auch nach deren Verschwinden. Die vorgesehene Installation
bezieht dabei die im süd-osten gelegenen Anlagen des Märzfeldes
und der paramilitärischen Lager mit ein.
Historische Zusammenhänge
erschliessen sich mit zunehmender zeitlicher Distanz verstärkt über
abstraktere Darstellungsformen. Immer weniger Menschen sind Zeitzeugen; die
eigene unmittelbare Erfahrung muß immer mehr durch die Beziehung der
Vergangenheit auf die eigene, gegenwärtige Lebenswelt erarbeitet werden.
Das ehemalige Reichsparteitagsgelände war nicht nur Träger der Selbstdarstellung
und der Propaganda des Nationalsozialismus, es war auch Ort der Militarisierung
der Gesellschaft und der Menschenvernichtung. Das Dokumentationszentrum, der
Platz und der Bahnhof Märzfeld-Langwasser werden zum Ausgangspunkt für
den Versuch einer differenzierten Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen
Vergangenheit Deutschlands.
begegnen
Das Dokumentationszentrum ist Ort der Information über den deutschen
Nationalsozialismus. Aufgrund der zunehmenden zeitlichen Distanz kann ein
Vermittlungsprozess immer weniger von einer 'Veranschaulichung' durch Originaldokumente
ausgehen. Die sich verstärkende Abstraktion der Erinnerung bedarf einer
vermittelten, didaktisch aufbereiteten Ebene.
Durch eine Überlagerung der real vorhandenen Gebäuden und Freiflächen
mit einer medial vermittelten Informationsebene in unmittelbare Nähe
zu dem ehemaligen Areal ermöglicht ein Erfassen der Dimensionen der Gebäude
und der Anlage auch nach deren Verschwinden. Die vorgesehene Installation
bezieht dabei die im süd-osten gelegenen Anlagen des Märzfeldes
und der paramilitärischen Lager mit ein.
entgegnen
Die ehemalige große Straße wird zum Platz einer aktiven Auseinandersetzung.
Die Gegenwart konfrontiert sich mit ihrer Vergangenheit und die Vergangenheit
wird mit der Gegenwart konfrontiert. Menschen versuchen, Vergangenes aus ihrer
eigenen Erfahrungswelt heraus zu verstehen und Unbegreifliches in die eigenen
Lebenswelten zu übersetzen. Der im Park gelegene Platz wird als verändernderlicher
Informationsträger zu einem leicht zugänglichen Medium. Hierbei
soll ein auch spielerischen Umgang, ein notwendigerweiser auch unbeholfenes
Nähern unterschiedlichster Bevölkerungsgruppen und Individuuen ermöglicht
werden.
erinnern
Am Bahnhof Märzfeld-Langwasser entsteht ein Ort der Erinnerung an die
Opfer des Nationalsozialismus, der sich jeder kommentierenden Interpretation
enthält.
Die
ehemalige große Straße wird zu einem Relikt der Härte in einer
sich unscharf darstellenden Umgebung. Die Fremdartigkeit läßt sie
zu einem abstrakten, monumentalen Denkmal werden, das sich aus unterschiedlichen
Perspektiven und Abständen jeweils neu erschließt.
Durch Wegnehmen einzelner Granitplatten wird der großen Straße
ein binärer Code eingeschrieben, der auf die Folgen der nationalsozialistischen
Herrschaft verweist. Das Wegnehmen der Steinplatten konterkariert die Speer'sche
Ruinentheorie: Die Maßnahme setzt unmittelbar an der Struktur der großen
Straße an, ihr Bedeutungsgehalt wird irreversibel transformiert.
Die entfernten Platten werden durch farbige, hinterleuchtete Glasplatten
ersetzt, die zum Träger für eine differenzierte inhaltliche Auseinandersetzung
mit der Zeit des Nationalsozialismus und seinen Implikationen für die
Gegenwart werden. Die aktive Bespielbarkeit wird ermöglicht durch veränderliche
Lichtfarben, die Möglichkeit der Projektion von einzelnen Buchstaben
auf die Glasplatten bis hin zu Film- oder Bildprojektionen oder die Gestaltung
der Glasplatten.
Die unterschiedlichen Arten der Informationsdarstellung bedeuten eine unterschiedliche
Haltbarkeit der Informationen. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
wird so verknüpft mit dem Reflektieren des Anspruchs an die Beständigkeit
oder Vergänglichkeit der Aussage. Die elektronische gesteuerte Projektion
von Informationen kann spontan erfolgen und ermöglicht ihre schnelle
Veränderbarkeit. Informationen in die Glasplatten einzugravieren setzt
dagegen eine wesentlich intensivere Beschäftigung voraus.
Der Platz wird damit zu einem Kommunikationsmedium für unterschiedlichste
Interessensgruppen. Museen oder andere Institutionen können Ausstellungen
so in den öffentlichen Raum erweitern, Künstler die gezielte Auseinandersetzung
mit der Öffentlichkeit suchen, Menschen mit ihrer Umgebung in Kommunikation
treten; spontane Äußerungen z.B. in Form von Graffities sind möglich
und erwünscht.
Die Wahrnehmung der Informationen kann ebenso aus unterschiedlichen Situationen
heraus erfolgen. Ein flüchtiges Aufgreifen eines Aspekts beim Spazierengehen
ist ebenso möglich wie die gezielte Auseinandersetzung mit komplexen
Zusammenhängen oder das entdecken von Worten aus dem Flugzeug.
Der Platz wird damit zu einem Raum, der immer der aktiven Pflege bedarf.
Abstraktes Denken wird als aktives Handeln begriffen, die Pflege von Dingen
als Beschäftigung mit Bedeutungen. Informationen tragen immer schon den
Aspekt ihres Verlustes in sich; dem Vergessen kann man nur durch eine kontinuierliche
Auseinandersetzung begegnen.